Die Begrifflichkeit On-Premises gibt es noch nicht so lange, wie manch einer denken würde. Tatsächlich wurde diese Bezeichnung erst mit der zunehmenden Etablierung des sogenannten Cloud Computing – ein neues Modell des Bezugs und Betriebs von Software – populär. Das technische und rechtliche Konstrukt, das hinter dem Begriff On-Premises steht, ist hingegen schon sehr viel älter und hat den Grundstein für sämtliche Cloud-Lösungen, die mittlerweile existent sind, gelegt.
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Definition: Was bedeutet On-Premises
On-Premises-Lösungen werden auch als Inhouse-Lösungen bezeichnet. Das hat den einfachen Grund, dass die Software, die das Unternehmen nutzt, im eigenen Haus installiert und betrieben wird.
Unternehmen, die On-Premises arbeiten, betreiben Software in eigener Verantwortung auf eigener Hardware. Das bedeutet, dass zunächst einmal die Hardware vom Unternehmen gestellt werden muss. Je nach Größe der zu verarbeitenden Datenmengen können sich die Ansprüche an die Hardware ändern.
Für die betriebene Software muss das Unternehmen Lizenzen erwerben. Diese Lizenzen werden entweder einmalig bezahlt oder abhängig von der Anzahl der Rechner, auf der sie installiert werden sollen. Außerdem sind für ein On-Premises-Szenario Kapazitäten in Form von Mitarbeitenden und Räumlichkeiten vonnöten.
Dadurch, dass die Rechner vor Ort sind, hat ausschließlich das Unternehmen selbst physischen Zugriff auf die Daten. Damit können die Verantwortlichen besser kontrollieren, dass die Daten nicht in die falschen Hände gelangen. Die Mitarbeitenden selbst können Konfiguration, Verwaltung und Sicherheit der Dateninfrastruktur beeinflussen und aussteuern.
On-Premises vs. Cloud Computing – die Unterschiede
Der Cloud-Monitor 2020 des Verbands Bitkom zeigt, dass im Jahr 2019 bereits 73 Prozent der teilnehmenden deutschen Unternehmen Cloud Computing einsetzten. 87 Prozent der befragten Unternehmen glauben, dass Cloud Computing einen Beitrag zu der Digitalisierung des eigenen Geschäfts leistet. Da stellt sich die Frage, inwiefern eine IT-Strategie, die auf On-Premises setzt, heute noch Bestand haben kann.
Tatsache ist, dass eine On-Premises-Strategie in manchen Branchen und Szenarien weiterhin echte Mehrwerte liefern kann. Im Gegensatz zum Cloud Computing hat im Rahmen einer On-Premises-Strategie immer das Unternehmen selbst die Kontrolle über die eigene IT. Darüber hinaus sind On-Premises-Lösungen stark individualisierbar.
Cloud-Computing-Lösungen sind häufig Anwendungen von der Stange, die nur geringfügig an die eigenen Anforderungen angepasst werden können. Die Anfangsinvestitionen im Rahmen einer On-Premises-Lösung können sehr hoch ausfallen. Gerade, wenn die Hardware selbst angeschafft, implementiert und betrieben wird. Bereits an dieser Stelle können auch externe IT-Dienstleister eingebunden werden. Generell sollte eine Cloud-Computing-Variante, um eine echte Vergleichbarkeit zu erlangen, auf denselben Investitionszeitraum wie die On-Premises-Lösung kalkuliert werden. Häufig zeigt sich, dass die On-Premises-Alternative nicht deutlich teurer ist.
Vorteile einer On-Premises-Strategie
Hohes Maß an Kontrolle
Wie zuvor angeführt, ist ein wichtiger Vorteil einer On-Premises-Strategie die unternehmenseigene Kontrolle über die IT-Infrastruktur und das damit einhergehende Datenmanagement. Dies kann je nach Branche und Kunden ein ausschlaggebendes Kriterium sein.
Ausgeprägter Datenschutz
Gerade bei sensiblen oder persönlichen Daten hat die Datensicherung oberste Priorität. Diese findet man beispielsweise im Kranken- oder Pflegewesen. Aber auch neue Produkte oder technische Innovationen können für die Zukunft eines Unternehmens so relevant sein, dass der Datenschutz oberste Priorität hat.
Einmalige Lizenzkosten
Ein weiterer Punkt ist, dass einmal erworbene Lizenzen für Software keine weiteren Kosten verursachen. Sie können unbegrenzt eingesetzt werden, sofern sie nicht von weiteren Rahmenbedingungen abhängig sind.
Starke Personalisierbarkeit
Darüber hinaus können On-Premises-Lösungen stark personalisiert werden. Sie können je nach unternehmensspezifischen Anforderungen individuell auf das eigene Geschäft zugeschnitten werden.
Nutzung ohne Internet
Zuletzt sind On-Premises-Anwendungen auch ohne Internet nutzbar, so dass gerade bei einer schlechten Anbindung problemlos gearbeitet werden kann.
Einsatz von Legacy-Anwendungen
Legacy-Anwendungen – also etablierte, historisch gewachsene Anwendungen – sind häufig On-Premises leichter weiter zu betreiben, als diese in eine Cloud-Struktur zu überführen. Ein Vorteil in diesem Kontext ist, dass On-Premises nicht zwingend mit den neusten Anwendungen gearbeitet werden muss.
Die genutzten Programme können auf dem Stand der Hauptanwendungen bleiben, sodass Probleme in der Kommunikation der Programme untereinander ausgeschlossen sind. Müssen neue Programme erst mit Blick auf alte Legacy-Anwendungen angepasst werden, bedarf dies oft eines sehr hohen Arbeitsaufwandes.
Mögliche Nachteile einer On-Premises-Strategie
Im Gegensatz zum Cloud Computing ist eine On-Premises-Strategie schwierig skalierbar. Ein reines On-Premises-Modell wird häufig auf einen (Investitions-)Zeitraum von 3 bis 5 Jahren gerechnet. In diesem Zeitraum wird die Investition abgeschrieben und ist somit nur kostenintensiv erweiterbar. Weiterhin geht der eigene Betrieb einer On-Premises-Infrastruktur mit einem hohen Personalaufwand einher. So kosten beispielsweise das Aufspielen von Software-Updates und Bugfixes viel Zeit. Zudem stehen diese meist nicht unbegrenzt zur Verfügung. Wird die Software aktualisiert, hat man entweder die Möglichkeit, eine neue Software zu kaufen, oder man arbeitet mit der alten Version weiter. Ist die Software jedoch zu veraltet, kann es Probleme hinsichtlich der Synchronisation mit anderen Programmen geben.
Handlungsoptionen für eine zukunftsorientierte On-Premises-Strategie
Für ein On-Premises-Modell ist es auch möglich, einen Dienstleister im Bereich Managed Services in Anspruch zu nehmen. Dadurch, dass das System weiterhin beim Unternehmen selbst betrieben wird, bleibt es eine Inhouse-Lösung. Aufgrund der Tatsache, dass die Infrastruktur durch den Kunden bereitgestellt wird, ist der Dienstleistungsumfang eines Service Providers begrenzt. Verfügbarkeiten können nicht garantiert werden, ein Monitoring und die Bearbeitung von Service-Anfragen, Störungen und Change-Anfragen sind möglich. Finden Sie dennoch einen Dienstleister, der Verfügbarkeiten für einen On-Premises-Betrieb anbietet, sollten Sie dies sehr kritisch hinterfragen.
Wenn Sie bereits planen, mit Ihrer aktuellen On-Premises-Struktur in eine oder mehrere Cloud(s) zu wechseln, sollten Sie zunächst die eigene Infrastruktur „Cloud-Ready“ machen. Sie sollten also sicherstellen, dass Ihre IT-Landschaft nach Auslagerung in die Cloud in ihrer Funktion nicht eingeschränkt ist.
Eine Technologie, mit der die Auslagerung Ihrer IT-Infrastruktur in die Cloud jederzeit möglich ist, heißt Azure Stack. Azure Stack kann auf den eigenen On-Premises-Strukturen betrieben werden, unterstützt aber auch eine Auslagerung in eine private Cloud oder auch die Möglichkeit einer hybriden Cloud-Lösung.
Überlegen Sie, wo Ihre IT-Strategie hingehen soll!
Egal wohin es mit der eigenen On-Premises-Landschaft gehen soll, bei jeder IT-Entscheidung ist absolute Ehrlichkeit und Transparenz erforderlich. Klare Bewertungskriterien sind vonnöten, um On-Premises mit einer Cloud-Lösung verproben zu können. Ohne diese ist es nicht möglich, eine Vergleichbarkeit zu erzeugen.
Es gibt viele Möglichkeiten, mit einem On-Premises-Modell in eine Cloud-Struktur zu wechseln. Gleichermaßen kann das weitere Betreiben einer reinen On-Premises-Struktur oder das Schaffen eines hybriden oder Multi-Cloud-Szenarios können je nach Sensibilität der Daten von Vorteil sein.